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  • AutorenbildMareile Braun

Was können wir von Pferden lernen?


Ehrlichkeit. Authentizität. Klare Kommunikation. Soziales Verhalten. Gelassenheit.




„Der Umgang mit Pferden kann geradezu therapeutischen Wert haben!“

Für unser Buch "Wie wir bessere Pferdemenschen werden" haben wir Konstanze Krüger Professorin für Pferdehaltung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen interviewt. Sie erforscht dort seit Jahren das soziale Verhalten und innovative Lernen von Pferden und sagt über die Beziehung von Mensch und Pferd:


„Gerade uns verkopften Menschen tut es gut, etwas mehr in der Gegenwart zu leben, klarer zu kommunizieren und uns in unseren sozialen Beziehungen eindeutiger zu verhalten. Wir könnten etwas von der Ehrlichkeit und Authentizität der Pferde annehmen und versuchen, nicht in jede


Situation und jedes Ereignis etwas hineinzuinterpretieren. Einfach mal annehmen, was jetzt gerade ist! “


In unseren pferdegestützten Coachings erlebst du, wie das Pferd dich in deinen Gefühls- und Verhaltensmustern spiegelt und dich auf den Boden der Tatsachen zurückholt: ins Hier und Jetzt. Die Methode eignet sich sowohl fürs Teambuilding, als auch für die Führungskräfte-Entwicklung oder zum Self-Empowerment.


Man weiß, dass Pferde stark gefühlsbetonte Lebewesen sind. Worin unterscheiden sich ihre Emotionen von den menschlichen?

Tatsächlich ist davon auszugehen, dass Pferde fast die ganze Bandbreite von Emotionen empfinden, die wir Menschen auch kennen – von Freude über Trauer und Schmerzen bis hin zu Eifersucht. Pferde denken nur weniger kompliziert als wir. Ihr angeborenes Verhalten dient primär ihrem Überleben, der Existenzsicherung und Bedürfnisbefriedigung. Daher gibt es aus der Sicht des Pferdes auch kein falsches Verhalten. Diese Wertung würde verantwortliches Handeln voraussetzen. Dazu ist das Pferd aber nicht in der Lage. Pferde verhalten sich nicht strategisch, sie taktieren auch nicht, sondern leben im Hier und Jetzt und reagieren ganz unmittelbar auf Reize aus ihrer Umwelt. Die komplexen antizipierenden oder analysierenden Denkprozesse, die wir Menschen ständig anstellen, sind Pferden fremd. Wer ihnen Absichten unterstellt, so nach dem Motto »Der weiß doch ganz genau, dass ich das nicht mag, warum macht der das jetzt wieder«, liegt falsch. Das sind Mechanismen der Vermenschlichung.


Inwieweit sind Pferde in der Lage, sich zu erinnern? Man kann sagen, dass Pferde extrem konservativ sind. Gerade Eindrücke und Erfahrungen, die sie im jungen Alter machen, manifestieren sich in ihrem Langzeitgedächtnis. Sie können sich sowohl an Menschen erinnern als auch an Bilder aus der Vergangenheit und die damit empfundenen Emotionen. Pferde sind totale Gewohnheitstiere, jede Änderung in ihrem gewohnten Umfeld ist für sie potenziell mit Gefahr verbunden. Deswegen halten sie sich bevorzugt an bestimmte Abläufe – Rituale vermitteln ihnen Sicherheit.


Gibt es »klügere« Pferderassen, wie so oft behauptet wird? Dafür gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Pferde sind wie Menschen Individuen, die unterschiedliche Persönlichkeiten, Talente, Vorlieben und Begabungen entwickeln. Mit dem Alter kommt ihnen eine gewisse Lebenserfahrung bei der Lösung von Problemen zugute, aber innovatives Verhalten hat sich als weitestgehend unabhängig von Rasse, Geschlecht und auch Alter herausgestellt. Man findet bei Pferden die ganze Skala der Intelligenz und am Ende nur eine Handvoll Hochbegabte.


Was können wir von Pferden lernen?

Für mein Empfinden hat es einen starken therapeutischen Wert, sich einem Pferd nahe zu fühlen und seine Denkweise ein stückweit zu übernehmen. Gerade uns verkopften Menschen tut es gut, etwas mehr in der Gegenwart zu leben, klarer zu kommunizieren und uns in unseren sozialen Beziehungen eindeutiger zu verhalten. Wir könnten etwas von der Ehrlichkeit und Authentizität der Pferde annehmen und versuchen, nicht in jede Situation und jedes Ereignis etwas hineinzuinterpretieren. Einfach annehmen, was jetzt gerade ist!


Konstanze Krüger hat Tiermedizin studiert und wollte ursprünglich in die Forschung gehen. Statt das geplante Labor für Auto-Immunerkrankungen aufzubauen, wurde sie erst Mutter und eröffnete dann einen Reitstall – »meine Schule des Lebens«, wie sie es beschreibt. Anfang der 2000er, als die Natural-Horsemanship- Bewegung in Deutschland aufkam, kehrte sie in die akademische Welt zurück und widmet sich seit 2006 der Verhaltens- und Kognitionsforschung an der Uni Regensburg. Seit 2012 ist sie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen als Professorin für Pferdehaltung tätig und erforscht das soziale Lernen und innovatives Verhalten von Pferden.



Das vollständige Interview mit Konstanze Krüger findest du in unserem Buch, welches du jetzt schon vorbestellen kannst unter:




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